Im Zentrum der Angriffsfront wurde das 1st Bn, 60th IR, am 15. Juni gegen 09:00 kurz nach dem Über­schreiten der Straße Orglandes – Bonneville von einem mit Panzerunterstützung geführten deut­­schen Angriff aus Richtung Orglandes in der Flanke getroffen und zurückgeworfen. Ein erfolgreicher Gegenangriff des 2nd Bn bereinigte die Situation jedoch schnell, der Divisionskommandeur gab nach diesem Abwehrerfolg neue Befehle für das Regiment aus. Statt weiterhin in nordwestlicher Richtung auf den Weiler Hotteville-Bocage und den Höhenzug westlich von Orglandes vorzustoßen sollte das 60th IR nun nach Westen vordringen und als nächstes Ziel Reigneville einneh­men. Dem 60th IR gelang es, bis zum Abend bis kurz vor sein neu ausge­gebe­nes Ziel Reigneville vorzudringen und ging wenige hundert Meter östlich des Dorfes in Stellung. In die durch die neue Stoßrichtung des 60th IR entstehende Lücke zwischen dem 60th IR und dem nordöstlich davon operierenden 359th IR wurde am Nachmittag des 15. Juni mit dem 47th IR ein weiterer Verband der 9th ID in die Front eingefügt, der dem Angriff mehr Durchschlagskraft verleihen sollte. Das 47th IR sollte nun an Stelle des 60th IR nach Hotteville-Bocage vorstoßen. Das 47th IR kam trotz anhaltenden Widerstandes gut voran und ging am Abend des 15. Juni kurz vor der Straße Orglandes – Ste-Colombe und damit nur wenige hundert Meter vor Hotteville-Bocage in Stellung.

Die größten Geländegewinne wurden an diesem Tag dagegen von den Einheiten der 82nd AB erzielt. Das 325th GIR drang südlich der Straße Pont l’Abbé – St-Sauveur-le Vicomte bis nach Rauville vor und stand damit weniger als 1 Km östlich von St-Sauveur-le Vicomte. Das 505th PIR, das das 507th PIR im Lauf des Tages abgelöst hatte, erreichte bis zum Einbruch der Dunkelheit eine Linie südlich von Reigneville. Damit standen die ersten amerikanischen Einheiten kurz vor dem Fluss Douve, dem letzten großen Hindernis auf dem Vorstoß zur Westküste des Cotentin. Konsequenterweise gab Major General Collins am Nachmittag des 15. Juni bekannt, dass das Hauptaugenmerk des VII Corps nun darauf gerichtet war, die Halbinsel so schnell wie möglich abzuschneiden. Der Angriff sollte daher mit unveränderter Härte am 16. Juni entlang der gesamten Westfront von Rauville im Süden bis nach Gourbesville im Norden fortgesetzt werden. Das 358th IR, 90th ID, sollte von Gourbesville aus über le Calais nach Urville vorstoßen, während die 9th ID die Front auf die Linie Reigneville (60th IR) – Hautteville-Bocage (47th IR) - Orglandes (359th IR, das Regiment war für diesen Angriff kurz­zeitig der 9th ID unterstellt worden) – Raum westlich von Gourbesville (39th IR) vorantreiben sollte.

Wie in den Tagen zuvor kamen die US-Truppen am 16. Juni im Süd- und Mittelabschnitt der West­front am schnellsten voran. Bis zum Mittag hatte der um 05:00 gestartete Angriff drei Regimenter der 82nd AB (325th GIR, 505th PIR sowie das aus seiner Reservestellung nach vorne beorderte 508th PIR) bis an das Ostufer der Douve getragen, von dessen erhöhter Lage die Amerikaner den Abzug der deutschen Truppen aus St-Sauveur-le Vicomte beobachten konnten. Der Rückzug der Deutschen überraschte nicht nur Major General Ridgway, denn die Stadt war ein wichtiger Verkehrs­knoten­punkt für den deutschen Nachschub nach Norden ins Innere des Cotentin. Ridgway holte bei Major General Collins die Erlaubnis ein, die Douve überschreiten zu dürfen und befahl sofort dem 325th GIR, ans Westufer der Douve überzusetzen, St-Sauveur-le Vicomte einzunehmen und soweit wie möglich nach Westen vorzustoßen. Am Abend des 16. Juni hatte das 325th GIR diesen Befehl erfüllt und eine Vertei­digungslinie 2 Km westlich von St-Sauveur-le Vicomte gebildet. Noch am Spät­nachmittag legten Pioniere eine Pontonbrücke über den Fluss, bei Einbruch der Dunkelheit rollten die ersten Panzer an das Westufer der Douve.

Auch der 9th ID gelang es am 16. Juni, überaus große Fortschritte zu erzielen. Durch den überraschenden Erfolg der 82nd AB im Südabschnitt und den sich deutlich abzeichnenden Rückzug der deutschen Verbände ans Westufer der Douve ermutigt, befahl Major General Collins der 9th ID gegen Mittag, mit den 60th und 47th IR sofort und ohne Rücksicht auf Verluste auf Ste. Colombe und Colleville vorzustoßen. Den nördlichen Flankenschutz für diesen Vorstoß sollte das 39th IR übernehmen. Teilen des 47th IR gelang es noch im Laufe des Tages bis über die Straße Colomby – St Sauveur-le Vicomte hinaus vorzudringen, während das 2nd Bn, 47th IR, bis zum Abend in heftige Kämpfe um den Höhenzug bei Hautteville-Bocage verwickelt war. Weiter östlich hatte das 39th IR am Vormittag den Raum westlich von Gourbesville eingenommen, der Angriff auf Orglandes blieb aber am Abend am östlichen Ortsrand erneut im Feuer der deutschen Verteidiger liegen.

Dem 60th IR gelang es bereits am Morgen des 16. Juni, Reigneville einzunehmen und bis zum Nachmittag nach Ste. Colombe vorzu­stoßen, das die Amerikaner ohne Widerstand besetzen konnten. Von Ste. Colombe aus machte sich das Regiment daran, die an dieser Stelle nicht sonderlich breite Douve sowie die zwei schmalen Nebenläufe des Flusses zu überqueren und auf das am Westufer angrenzende Néhou vorzustoßen. Mit Unter­stüt­zung von Panzern der B Com­pany, 746th Tank Battalion, gelang es dem 2nd Bn, 60th IR, die ersten beiden unzerstörten Brücken zu überschreiten, die dritte Brücke war jedoch von deutschen Pionieren gerade noch rechtzeitig gesprengt worden, sodass die Panzer kehrt machen mussten und nach Ste. Colombe zurückkehrten. Das von deutschem Artilleriefeuer aus dem Raum Néhou bereits dezimierte 2nd Bn wurde am Abend durch das 3rd Bn verstärkt, beide Einheiten gruben sich am Westufer der Douve ein und bereiteten sich auf den am kommenden Morgen geplanten Angriff auf Néhou vor.

Vorstoß auf die Douve, 14.-16. Juni 1944
Vorstoß auf die Douve, 14.-16. Juni 1944

Nach der enttäuschenden Leistung der 90th ID übernahmen die 9th ID bzw. die 82nd AB den Vorstoß zur Douve. Innerhalb von nur zwei Tagen gelang es, am Westufer der Douve zwei Brückenköpfe zu errichten. Die 90th ID hatte nun den Auftrag, den Vorstoß der beiden Einheiten nach Norden hin abzusichern.

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