Nachdem sowohl die 82nd AB als auch die 9th ID am 16. Juni Brückenköpfe am Westufer der Douve bei St-Sauveur-l-Vicomte und Ste. Colombe erobert hatten, näherte sich das Kampfge­schehen auf dem Cotentin einer weiteren entscheidenden Phase. Beide Seiten waren sich dieser Situa­tion bewusst.

Am Nachmittag des 16. Juni setzte Major General Collins die 4th ID in Alarmbereitschaft für den unmittelbar bevorstehenden Angriff auf Valognes, die inzwischen am UTAH Beach gelandete 79th ID (Cross of Lorraine) erhielt den Befehl, ein Regimental Combat Team (RCT) für den bevorstehenden Angriff auf Cherbourg bereitzustellen. Da nun mit dem baldigen Erreichen der Westküste gerechnet wurde und damit die letzten Nord-Süd-Verbindungs- und Nachschubrouten der Wehrmacht durch­schnitten würden, war mit verstärkten Durchbruchversuchen der dann im Norden eingeschlossenen deutschen Verbände zu rechnen. Collins befahl daher, alle bereits besetzten Nord-Süd-Straßen, vor allem im Raum westlich und östlich von Biniville (heutigen D2 und D42), mit Panzer­abwehrkanonen und Straßensperren zu befestigen. Zeitgleich mit der Ausgabe der obigen Befehle wurde auch das weitere Vorgehen in Richtung Westen festgelegt.

Das 60th IR sollte die Douve bei Ste. Colombe überqueren, in westlicher Richtung vorstoßen und schnellstmöglich den Höhenzug bei St-Pierre-D´Arthéglise besetzen. Das Regiment sollte bei seinem Vorstoß nördlichen Flankenschutz durch das 1st Bn, 39th IR, erhalten, das aber noch östlich vor Orglandes festhing und diesen Ort erst einnehmen musste, bevor es nachrücken und seine neue Aufgabe übernehmen konnte. Weiter südlich sollte das 47th IR aus dem am 16. Juni durch die 82nd AB am Westufer der Douve eroberten Brückenkopf in südwestlicher Richtung ausbrechen und den letzten, für die deutschen Verbände noch offenen Fluchtkorridor (insbesondere die heutigen D650, D903 und D127) zwischen dem Sumpfgebiet der Prairies Marécageuse und dem Ort St-Lô-d`Ourville abriegeln.

Nach einem Artilleriebombardement griff am 17. Juni gegen 07:30 das 1st Bn, 39th IR, Orglandes erneut von Osten her an und konnte bis gegen Mittag den letzten deutschen Widerstand brechen. Anschließend wurde das Bataillon sofort in Richtung Westen in Marsch gesetzt, um den in der Zwischenzeit aus dem Douve-Brückenkopf von Ste. Colombe ausgebro­chenen 60th IR nördlichen Flankenschutz zu geben.

In der Zwischenzeit konnten die amerika­nischen Speerspitzen ihre überaus spektaku­lären Geländegewinne des Vortages erneut wiederholen.

Das 60th IR begann am 17. Juni gegen 06:00 aus seinem Brückenkopf bei Ste. Colombe in Richtung Néhou vorzu­stoßen, das von den Deutschen in der Nacht aufgegeben worden war. Gegen nur sporadischen Widerstand drangen die Amerikaner entlang der heutigen D42 nach St-Jacques-de-Néhou vor, das ebenfalls nach kurzem Gefecht fiel. Bis zum Einbruch der Dunkelheit drang das Regiment bis zur Kreuzung der Straßen Bricquebec – Portbail (heutige D50) und St-Jacques-de-Néhou - Barneville-sur-Mer (heutige D42) bei la Croix Pelletier vor und ging dort in Stellung. Das 1st Bn, 39 IR, war nach der Einnahme von Orglandes im Laufe des Nachmittages mit dem Ziel St-Jacques-de-Néhou nachgerückt, hatte den Ort noch bei Tageslicht erreicht und ging beiderseits einer von St-Jacques-de-Néhou nach Norden führenden unbefestigten Straße gegen 02:00 in Stellung.

Der Vormarsch des 60th IR am 17. Juni war aufgrund des zusammenbrechenden deut- schen Wider­standes schneller als erwartet vorangekommen, denn die Amerikaner sahen sich nur noch in Auf­lösung begriffenen, schwachen Einheiten der 90. ID gegenüber. Dieser Erfolg veran­lasste Major General Collins der 9th ID zu befehlen, auch noch in der Nacht so weit wie möglich vorzudringen und die Westküste zu erreichen. Kurz nach 22:00 befahl Major General Eddy dem 3rd Bn, 60th IR, weiter bis nach Barneville-sur-Mer vorzustoßen („we are going all the way tonight“), um südlich des Ortes die Straße nach La Haye-du-Puits (heutige D903) abzuriegeln. Diese Straße war bereits am Spät­nachmittag weiter südlich auf Höhe der Weiler Huanville bzw. la Croix du Moulin durch das 1st Bn, 47th IR, abgeriegelt worden. Die 1st und 2nd Bn, 60th IR sollten dagegen weiterhin in westlicher Richtung über St-Pierre-D’Arthéglise in Richtung der Geländeerhebungen Höhe 145 (2nd Bn) und Höhe 133 (1st Bn) vorstoßen, da von diesen Höhenzügen aus die wichtige Nord-Süd-Verbin­dungs­straße Barneville-sur-Mer – Bricquebec (heu­ti­ge D902) kontrolliert werden konnte.

Auch dem 3rd Bn, 47th IR, wurde nach seinem erfolgreichem Vormarsch von Major General Col­lins gegen 23:00 befohlen, weiter in Richtung des am Westrand der Prairies Marécageuse gelegenen St-Sauveur-de-Pierre-Point vorzustoßen, den Ort einzunehmen und damit die D127, die östlichste Nord-Süd-Verbindungsstraße durch den Korridor, abzuschneiden. Das 2nd Bn, 47th IR, beka­m dagegen den Auftrag, in den Raum zwischen Canville-la-Rocque und Neuville-en-Beaumont vorzustoßen und zusammen mit dem bereits bei Huanville liegenden 1st Bn, 47th IR, diesen Raum abzurie­geln und die dort vermuteten deutschen Kräfte aufzureiben.

Bis zum Morgen des 18. Juni hatten sowohl die Bataillone des 60th IR als auch die des 47th IR ihre vorgegebenen Ziele erreicht. Im Laufe des 18. Juni gelang es des US-Truppen in zum Teil heftigen Gefechten Barneville-sur-Mer, St-Sauveur-de-Pierre-Point sowie den Raum zwischen St-Lô-d´Ourville, Canville-la-Rocque und Neuville-en-Beaumont zu besetzen und somit den letzten offenen Zugang zur Halbinsel Cotentin abzuriegeln. Nun wartete man gespannt auf die Reaktion der Deutschen, die im Nor­den der Halbinsel eingeschlossen waren.

Durchbruch zur Westküste des Cotentin, 17.-18. Juni 1944
Durchbruch zur Westküste des Cotentin, 17.-18. Juni 1944

Am Morgen des 17. Juni setzten die US-Einheiten zum Angriff aus den am Vortag am Westufer der Douve eroberten Brückenköpfe in Richtung Westküste des Cotentin an, um den Nordteil der Halbinsel und die dort liegenden deutschen Truppen abzutrennen. Aufgrund des zusammenbrechenden Widerstandes der deutschen Truppen erzielten die Amerikaner überraschend große Geländegwinne und eroberten am 18. Juni Carteret-sur-Mer.

Luftaufnahme von Barneville-sur-Mer mit Blickrichtung Süden
Luftaufnahme von Barneville-sur-Mer mit Blickrichtung Süden

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