Major General Collins Befehle für den 24. Juni beinhalteten keine größeren Änderungen gegen­über dem bisherigen Schlachtplan. Die beiden flankierenden Regimenter des Corps, das 22nd IR (östlich) und das 60th IR (westlich) waren weiterhin zur Flankensicherung eingesetzt, die 47th und 39th IR sollten einen koordinierten Angriff auf Octeville, eine Vorstadt im Südwesten Cherbourgs, starten, und die 8th und 12th IR soll­ten von Osten auf Cherbourg vorstoßen. Die im Zentrum agierende 79th ID sollte den stark befestig­ten Stützpunkt bei Mare à Canards einnehmen, der zuvor einem weiteren Bombar­dement aus der Luft ausgesetzt werden sollte.

Generalleutnant von Schlieben wurde sich seiner aussichtslosen Situation immer bewusster. Am Morgen des 24. Juni funkte von Schlieben an die Heeresgruppe B, dass keine Reserven mehr vor­han­den waren, dass die Verbindung zu einigen Bataillonen abgerissen war, zahlreiche Batterien außer Gefecht gesetzt waren und dass er befohlen habe, die Stadt bis zur letzten Patrone zu verteidigen. Die Einnahme Cher­bourgs sei jedoch nicht aufzuhalten, die einzige Frage sei nun nur noch, ob man die Amerikaner noch einige Tage aufhalten könne. Dann griffen die US-Truppen erneut mit aller Wucht an.

Im Osten setzte das 8th IR seinen erfolgreichen Vorstoß vom Vortage in Richtung des Höhen­zuges östlich von la Glacerie fort und stieß auf Höhe von la Cour au Clercs auf eine deutsche Stellung mit meh­re­ren 8,8 cm bzw. 2 cm Flakgeschützen, vier 10,5 cm Feldhaubitzen, einer 4 cm Kanone sowie Mörsern und MGs. Die deutsche Stellung wurde zunächst von 12 P-47 Thunderbolt Jagdbombern mit Bomben belegt und anschließend 15 min lang durch Artillerie beschossen, dennoch blieb der darauf­folgende Angriff des 2nd Bn, 8th IR, im Abwehrfeuer liegen, das Bataillon musste sich mit schweren Verlusten zurückziehen. Zwei Stunden später erfolgte ein erneuter Angriff, dieses Mal jedoch mit Panzerunterstützung. Die Panzer stießen in die linke Flanke der deutschen Stellung, worauf­­­hin die deutschen Kanoniere ihre Geschütze aufgaben und entweder fluchtartig das Weite suchten oder sich ergaben. Über 100 deutsche Soldaten gerieten in Gefangenschaft, das 8th IR verlor bei diesem Angriff 37 Gefallene, darunter Lieutenant Colonel Simmons, den Kommandeur des 1st Battalion.

Für das 8th IR war die Eroberung dieser deutschen Stellung bei la Cour au Clercs der letzte Ein­satz während des amerikanischen Vorstoßes auf Cherbourg. Das Regiment bekämpfte am 25. Juni noch vereinzelt aufflackernden Widerstand versprengter deutscher Einheiten in seinem Stellungs­bereich und ging anschließend östlich von la Glacerie in Wartestellung.

Mit Ausnahme seines 2nd Battalion, das in der Nacht zuvor dem 12th IR unterstellt worden war und zusammen mit der K Company, 12th IR, den deutschen Widerstand in Digosville brechen sollte, startete das 22nd IR am 24. Juni keine offensiven Aktionen in nord- und nordwestlicher Richtung. Das 22nd IR war vielmehr den ganzen Tag damit beschäftigt, seine rückwärtigen Versorgungslinien nach le Theil offen­zuhalten und zahlreiche kleinere deutsche Gegenangriffe zurück­zuschlagen. Wie erwähnt war das 2nd Bn, 22nd IR, in der Nacht zuvor dem 12th IR unterstellt worden und sollte einen starken deutschen Stütz­punkt östlich von Digosville mit Unterstützung der K Company, 12th IR, sowie vier Sherman Panzern der B Company, 70th Tank Battalion, ausschalten.

Aufgrund Kommunikations­schwierigkeiten mit dem 2nd Bn, 22nd IR, rückte die K Company mit den Sherman Panzern zunächst alleine auf Digosville vor. Kurz bevor die Amerikaner die deutschen Linien erreichten, eröffneten die Deutschen das Feuer mit mehreren MGs. Nach einem Angriff durch 12 P-47 Thunderbolt Jagdbomber stießen US-Infanterie und Panzer in die deutschen Stellungen hinein, nur wenigen Landsern gelang die Flucht, wieder erbeuteten die Amerikaner mehrere Geschütze und zahlreiche Mörser und Maschi­nen­gewehre. Nachdem mit einiger Verspätung auch das 2nd Bn, 22nd IR, eingetroffen war, wurde die Gegend um Digosville vom Feind gesäubert, über 150 Deutsche gerieten hierbei in Gefangenschaft.

Gleichzeitig mit der Eroberung von Digosville stießen die 1st und 2nd Bn, 12th IR, in Richtung Tourlaville vor. Das 1st Bn eroberte mit Unterstützung von sechs Sherman Panzern der B Company, 70th Tank Battalion, die deutsche Heeres-Küsten-Batterie bei Hameau du Four und rückte anschließend bis zur D901 auf Höhe von le Val Canu (westlich der Kreuzung D901/D120) vor. Zeitgleich eroberte das 2nd Bn, 12th IR, eine verbunkerte deutsche Stellung auf Höhe 130 bei la Lande St-Gabriel und nahm hierbei 300 Deutsche gefangen. Höhe 130, von der aus Cherbourg im Nordwesten bereits sichtbar war, war der letzte Höhenzug vor Tourlaville, dem Ziel der 4th ID. Major General Barton, der Kommandeur der 4th ID, befahl nun noch am Abend des 24. Juni, dem auf Höhe 140 in Reserve liegenden 3rd Bn, 12th IR, mit Panzerunterstützung nach Tourlaville vorzustoßen. Auf den Panzern aufsitzend fuhren die Männer des 3rd Bn in das von der Wehrmacht aufgegeben Tour­laville hinein, ohne auf  jeglichen Widerstand zu stoßen. Nun stan­den Vorauseinheiten der 4th ID auf der Höhe östlich von Cherbourg, die einen ausgezeich­neten Blick hinunter auf die Stadt und den so begehrten Hafen erlaubte.

Die 4th ID am 24. Juni 1944
Die 4th ID am 24. Juni 1944

Am Abend des 24. Juni 1944 konnte das 12th IR, 4th ID, mit Unterstützung von Sherman Tanks bis nach Tourlaville vorstoßen und stand damit bereit zum finalen Vorstoß in das belagerte Cherbourg.

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