Die deutsche Führung war vom schnellen Fall der Aure-Linie völlig überrascht worden, das LXXXIV. Armee-Korps erteilte der 352. Inf.Div. umgehend den Befehl, sich in der Nacht zum 10. Juni an das Südufer der Elle zurückzuziehen. Generalleutnant Kraiss antwortete, dass seine Division die Elle nicht würde halten können, da nicht nur zu wenig Infanterie verfügbar sei, sondern der Fluss darüber hinaus nur wenige Meter breit war und keinerlei Sprengstoff verfügbar war, um die Brücken über die Elle zu sprengen. Kraiss wurde nun befohlen, zumindest die Brücken und alle möglichen Übergangs­stellen der Elle mit zwei Kampfgruppen des Flak-Sturm-Regiments 1 (Oberst Werner Kostowski) zu besetzen und so ein Über­schreiten des Flusses durch die Amerikaner zu verhindern. Noch in der Nacht zogen sich die deutschen Einheiten von der Aure zur Elle zurück, auch Trévières wurde in der Nacht kampflos geräumt. Als am nächsten Tag das 38th IR seinen Angriff auf Trévières fort­setz­te, konnten die Amerikaner ohne Gegenwehr in den verlassenen Ort einmarschie- ren. 

Am Morgen des 10. Juni hatte die 2nd ID einen Großteil ihrer schweren Waffen und Transport­fahrzeuge erhalten und konnte den weiteren Vorstoß nun gestärkt fortsetzen. Ein deutscher Gefan­gener bestätigte, dass das GR 916 den Befehl erhalten hatte, in der Nacht Trévières aufzugeben und sich zur Elle bzw. dem Fôret de Cerisy abzusetzen. Tatsächlich stießen die Einheiten der 2nd ID im Laufe des Tages bei ihrem weiteren Vorstoß in Richtung Süden nur auf vereinzelten Widerstand, so dass das 9th IR im Lauf des Nachmittages den Fôret de Cerisy durchstoßen konnte und am Abend des 10. Juni südwestlich von Balleroy im Raum la Bazoque in Stellung ging. Das 38th IR erreicht noch vor Einbruch der Dämmerung den Ort Ceresy-la-Forêt, gegen 21:00 erhielt das 1st Bn den Befehl, die wichtige Straßenkreuzung bei Haute-Liteé (Kreuzung der heutigen D 572/D 66/D 209) zu erobern und damit zur südwest­lichen Spitze des Fôret de Cerisy vorzustoßen. Die schnelle Besetzung des Wald­gebietes des Fôret de Cerisy durch die Amerikaner nahm nun der Wehrmacht die Chance, die bald erwarteten Verstärkungen im Schutz des Waldes unbemerkt zu sammeln und zu einem Gegen­stoß anzusetzen. Am 11. Juni gab es südlich des Fôret de Cerisy noch einige heftige Scharmützel. Das 1st Bn, 38th IR, traf bei seinem Versuch, die wichtige Straßenkreuzung bei la Malbreche/la Haute-Liteé einzu­nehmen, auf starken Widerstand. Erst nachdem die 12th und 38th Field Artillery Battalions zusam­men über 1.000 Granaten auf die deutschen Stellungen abgefeuert hatten, gelang es den Amerikanern, die Kreuzung einzunehmen. 

Auch auf dem linken Flügel des Vorstoßes des US V Corps gelang es den Einheiten der 1st ID im Laufe des 9. und 10. Juni beträchtliche Geländegewinne zu erzielen und bis zur Straße Bayeux – St-Lô vorzustoßen. Das 18th IR stand am Abend des 10. Juni im Raum Vaubadan – la Commune, das 26th IR hatte seine vorgegebenen Ziele Dodigny und Agy eingenommen.

Den 11. Juni verbrachten die 1st und 2nd Infantry Divisions in Ruhestellung und organi- sierten sich, um den Vorstoß in den nächsten Tagen fortzuführen. Lediglich einige Aufklä- rungspa­trouil­len der 18th und 26th IR stießen ungehindert in Richtung Süden bis auf Höhe von Planquery, Lagne­rolles (18th IR) bzw. la Butte (26th IR) vor, sogar Balleroy konnte am Nachmittag besetzt werden. 

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