12. -14. Juni
Nach der Ruhepause am 11. Juni eröffneten die Amerikaner in der Nacht zum 12. Juni um 03:30 ihren nächsten Angriff mit einem 90 minütigen Artillerieschlag. Die 1st ID trat gegen 08:00 auf einer 2,7 Km breiten Frontlänge mit den 18th und 26th IR zum Angriff an. Das 18th IR erreichte bei nur schwachem deutschem Widerstand gegen Abend die Straße Caumont – St-Lô und entsandte Aufklärungspatrouillen nach Caumont. Das 26th IR war zeitgleich mit einem Bataillon bis zum Ortsrand von Caumont vorgedrungen, stieß dort aber auf entschiedenen Widerstand zweier Kompanien des Aufklärungs-Bataillons der 2. Pz.Div., die dort kurz zuvor eingetroffen waren. Trotz der energischen Gegenwehr der Deutschen konnte die Stadt am Morgen des 13. Juni eingenommen werden.
In der linken Flanke der 1st ID erzielte der am Nachmittag des 12. Juni gestartete Vorstoß der britischen 7th Armored Division ebenfalls beachtliche Geländegewinne, gegen 17:45 erreichten Vorauselemente der Division den Ort Livry 3 Km nordöstlich von Caumont. Auf Höhe von Livry drehten die Briten nach Osten ein und erreichten Villers-Bocage am Morgen des 13. Juni. Was folgte, sollte in die Annalen der Kriegsgeschichte eingehen: das Husaren- stück von SS-Hauptsturmführer Michael Wittmann, der mit einigen Tiger Panzern der schweren SS-Panzerabteilung 101 die beiden Vorausbataillone der 7th Armored Division in Villers-Bocage zerstörte und die Briten im Laufe des Tages zum Rückzug zwang.
Am Nachmittag des 13. Juni trafen nun auch die ersten Truppenteile der 2. Pz.Div. unter Generalleutnant Freiherr von Lüttwitz auf dem Schlachtfeld ein und griffen mit zwei Infanterie-Regimentern (aber noch ohne Panzer, die noch weit zurückhingen) und starker Artillerie-Unterstützung von der Linie Cahagnes – Villers-Bocage aus an. Die Wucht dieses Gegenangriffes überraschte die 7th Armored Division, führte die Deutschen bis auf die Höhe der Straße Caumont – Villers-Bocage und zwang die Briten zum Rückzug in Richtung des von der 1st ID zu diesem Zeitpunkt bereits besetzten Caumont. Weitere Angriffe der 2. Pz.Div. zwangen die 7th Armored Division am 14. Juni zu einem weiteren Rückzug von circa 7 Km in den Raum Parfouru-l`Éclin, wo der deutsche Angriff im konzentrierten Feuer der US-Artillerie jedoch liegen blieb.
Villers-Bocage und der die Stadt umgebende Höhenzug sollte nach der Wiedereroberung für die nächsten 6 Wochen im Besitz der Deutschen verbleiben. Die Frontlücke zwischen der 2. Pz.Div. und der 3. Fschjg.Div. bei Caumont blieb jedoch auch nach diesem deutschen Erfolg bestehen, die 1st ID erhielt dennoch von Major General Gerow den Befehl, sich in Caumont einzugraben und bis auf Weiteres keine offensiven Operationen mehr zu starten. Gerows Hauptziel war immer noch die Einnahm von St-Lô, und dies sollte mit seinem rechten Flügel, d. h. der 29th und 2nd ID erreicht werden.
Im Angriffszentrum erfolgte der Vorstoß der 2nd ID am 12. Juni westlich und östlich des Fôret de Ceresy. Das 9th IR stieß von seiner Starlinie Litteau - la Bazoque aus parallel zu den beiden Regimentern der 1st ID vor und erreichte ohne auf große Gegenwehr zu treffen am Abend les Bruyères. Dort grub sich das Regiment bis auf Weiteres ein und wartete auf weitere Befehle.
Die beiden anderen Regimenter der 2nd ID, das 38th IR sowie das bisher in Reserve gehaltene 23rd IR setzten von ihren Ausgangsstellungen Ceresy-la-Forêt bzw. la Haute-Liteé zum Sprung in südwestlicher Richtung auf St-Lô an. Erstes Etappenziel auf dem Weg nach St-Lô war zunächst die rund 1,5 km östlich von St. Andre-de-L´Epine bzw. 750 m nördlich der großen Verbindungsstraße St-Lô – Bayeux (heutige D 972) gelegene Höhe 192. Von Höhe 192 konnten die Deutschen sämtliche Anmarschwege nach St-Lô (im Norden reicht die Sicht sogar bis zur Küste) überblicken und so jederzeit die Vorstöße der Amerikaner nicht nur rechtzeitig erkennen sondern auch mit von Höhe 192 aus gelenktem Artilleriefeuer stören. Die Einnahme von Höhe 192 war somit eine unerlässliche Voraussetzung für die Eroberung von St-Lô. Keinem der beiden US-Regimenter gelang es jedoch am 12. Juni, die Elle zu überschreiten. Zu stark war die Gegenwehr der an diesem Front- abschnitt zuvor in Stellung gegangenen Schnellen Brigade 30 sowie vor allem der 3. Fschjg.Div. Es wurde klar, dass die auf Höhe 192 postierten deutschen Artilleriebeobachter jede Feindbewegung sofort meldeten und damit die eigenen Einheiten in der vordersten Linie vorgewarnt waren. Weder ein kurz vor der Dämmerung durchgeführter Artillerie- schlag noch ein Angriff durch Jagdbomber konnten die deutschen Positionen auf Höhe 192 ausschalten.
Am 13. Juni gelang es dem 38th IR nach einem Artillerieschlag, bei dem 6.500 Granaten auf die deutsche Linie entlang der Elle abgefeuert wurden, den Fluss, der im Vorstoßraum des Regimentes in nordsüdlicher Richtung verläuft, zu überschreiten und bis zum Abend rund drei Km bis nach la Vieille vorzustoßen. Das 23rd IR verfehlte jedoch sein Ziel, die Elle bis zum Abend des 13. Juni zu überschreiten, zu stark war die Gegenwehr der gut ausgebildeten und hoch motivierten Fallschirmjäger der 3. Fschjg.Div. Am Abend des 13. Juni wurde beiden US-Regimentern befohlen, sich einzugraben und weitere Befehle abzuwarten. Die 2nd ID verlor bei ihrem missglückten Vorstoß auf Höhe 192 am 12. und 13. Juni rund 540 Mann (hauptsächlich aus den Reihen der 38th und 23th IR), während die Ist ID bei der Eroberung von Caumont nur 92 Ausfälle zu beklagen hatte.
Am 12. Juni gingen die Verbände des US V Corps von ihren Stellungen am Nordufer der Elle bzw. dem Foret de Cerisy zum Angriff über. Am linken Flügel gelingt der 1st ID die Eroberung Caumonts, wird dann aber von den VOrauseinheiten der 2. Pz.Div. gestoppt. Rechts auf der Karte ist der Vorstoß der British 7th Armoured Division in die Frontlücke zwischen 352. Inf.Div. und Pz.-Lehr-Div. eingezeichnet, der durch den beherzten Einsatz von SS-Hauptsturmführer Michael Wittmann in Villers-Bocage sein unrühmliches Ende fand.