Die unmittelbar östlich der 35th ID anschließende 29th ID hatte den Befehl, an zwei Stellen den deutschen Verteidigungsgürtel zu durchstoßen. Das 115th IR sollte beiderseits der D 6 vordringen und im Zuge des Vormarsches die Ortschaften Bourg d´Enfer, Belle Fontaine und la Luzerne einnehmen. Der Auftrag des weiter östlich stehenden 116th IR lautete dagegen, die deutsche Linie östlich von St-André-de-L´Épine unter Führung des 2nd Bn zu durchstoßen. Das 2nd Bn, unterstützt durch die B Company, 121st Engineer Combat Battalion, und der A Company, 747th Tank Battalion, sollte anschließend bis auf Höhe der heutigen D 195 vorstoßen, dort nach Westen in Richtung St-Lô eindrehen und auf dem Martinville Höhenzug entlang der Straße D 195 bis in den Raum nördlich von le Mesnil Sigard de Haut (Ziel A) vordringen.
Das 3rd Bn, 116th IR, sollte dagegen mehrere Hundert Meter weiter in Richtung Süden bis an die Straße Bayeux – St-Lô (D 972) vordringen, dort ebenfalls nach Westen einschwenken und bis nach Boulye (Ziel B) marschieren. Hatten die 2nd und 3rd Bn ihre Tagesziele erreicht (Ziele A und B), sollte das 1st Bn im Raum zwischen D 195 und D 972 zwischen den beiden Bataillonen durchstoßen und bis nach La Madeleine marschieren, das nur 1 Km östlich von St-Lô liegt. Das 175th IR lag als Divisionsreserve bereit, um bei Bedarf den Angriff der beiden Infanterie Regimenter der 29th zu unterstützen.
Die 29th ID wie auch die 2nd ID hatten die Wochen der relativen Ruhe an der Front genutzt, um neue Methoden für den Kampf im Bocage zu finden und diese dann ausgiebig zu trainieren. Hierbei kamen beide Divisionen getrennt voneinander zu recht ähnlichen Ergebnissen. Die 29th ID zum Beispiel hatte unter Führung des stellvertretenden Divisionskommandeurs, Norman D. Cota, einen Divisions-Trainings-Center im Raum Couvains eingerichtet. Dort wurde das Zusammenspiel und die Koordination zwischen Infanterie, Pionieren und Panzern einstudiert, das Motto lautete „One Squad, one tank, one field“, das heißt, es wurden Teams gebildet, die aus einem Sherman M4 Panzer, einer Gruppe (Squad, 12 Mann) Infanteristen sowie vier Pionieren (Engineers) bestand. Die neu entwickelte Taktik sah vor, dass ein mit den weiter oben bereits beschriebenen „Stoßzähnen“ versehener Sherman diese Stoßzähne in eine Hecke rammte und anschließend durch die Hecke mit Phosphorgranaten und Bord-MGs auf vermutetet deutsche Stellungen feuerte, die sich meist in den Ecken der nächsten Hecke befanden.
Die Deutschen hatten von den Ecken der von ihnen verteidigten Querhecken ihre vorberei- teten Schussfelder entlang der Längshecken ausgerichtet, da jede vorstoßende Infanterie bei solchen Geländeverhältnissen normalerweise entlang der Längshecken und nicht im freien Feld vorstieß. Ab dem Moment, ab dem der Sherman die nächste Hecke unter Feuer nahm, drangen die begleitenden Infanteristen durch die Hecke, hinter der sie in Deckung lagen und gingen unter Feuerschutz des Panzers in Richtung der meist 80 – 100 m entfernten nächsten Querhecke vor. Während die Infanterie sich vorkämpfte setzte der Sherman zurück, sodass die vier Pioniere die Sprengladungen (die Sprengladungen befanden sich in den leeren Kartuschen abgefeuerter 10,5 cm Granaten und wurden von den Pionieren in ungepanzerten Weasel Kettenfahrzeugen mitgeführt) in die von den beiden Metallspießen des Panzers gestoßenen Tunnel einführen und zünden konnten. Durch die durch die Spren- gung in die Hecke gerissene Lücke stieß nun der Sherman unter Begleitung der Pioniere vor und folgte der bereits vorausgegangenen Infanterie bis zur nächsten Hecke. Dort begann das Prozedere von vorne. Unter Anwendung dieser Taktik konnte sich ein eingespieltes Team von Hecke zu Hecke vorkämpfen und im Laufe eines Tages mehrere Hundert Meter Geländegewinn erzielen.
Den beiden Angriffsregimentern der 29th ID standen auf deutscher Seite beiderseits der D 6 die Kampfgruppe Böhm sowie weiter östlich die II. und III./Fschjg.Rgt. 9, 3. Fschjg.Div., gegenüber.
Die nebenstehende Darstellung zeigt die von den Amerikanern Ende Juni entwickelte Kampftaktik zur Überwindung der Hecken des Bocage. Ein Panzer fährt dicht an die erste Querhecke heran, belegt die dahinter liegende nächste Hecke mit seinen Bordwaffen und zwingt dadurch, die Deutschen in Deckung zu bleiben. Die US-Infanterie dringt anschließend durch die Hecke und arbeitet sich auf die nächste Querhecke vor, der Panzer setzt zurück, die begleitenden Pioniere sprengen eine Bresche in die erste Querhecke. Panzer und Pioniere folgen anschließend der vorausgeeilten eigenen Infanterie, das Prozedere beginnt von Neuem. Mit der Methode war es möglich, sich in 1 Stunde von einer Hecke zur nächsten vorzuarbeiten.