Noch bevor die 29th ID am 11. Juli um 06:00 ihren geplanten Angriff starten konnte wurde das 1st Bn, 115th IR, um 01:30 von einem deutschen Angriff im Raum Bretel-Hôtel Dufayel überrascht. Unter der Führung von Oberleutnant Werner Kersting, Kommandeur der 9./Fschjg.Rgt. 9, durchbrachen 300 – 400 deutsche Fallschirmjäger im Schutz eigenen Artillerie- und Mörserfeuers die vorderste Linie der Amerikaner und überrannten den Gefechtsstand des 1st Bn, 115th IR. Es entbrannte im Nu ein unerbittlicher Nahkampf, einige GIs gerieten in Panik und setzten sich nach hinten ab. Erst als gegen 02:00 die bis dahin unterbrochene Funkverbindung zur US-Artillerie wieder hergestellt war, griffen die Geschütze des 110th Field Artillery Battalion in das Gefecht ein (die deutschen Fallschirm­jäger hatten die Funk- und Telefonverbindungen des 1st Bn gekappt, somit bestand keine Verbin­dung zwischen den vorgeschobenen Artilleriebeobachtern und dem zur Unterstüt- zung des 115th IR abgestellten 110th Field Artillery Battalion). Das nun von den vorgescho- benen Artille­riebeobachtern gelenkte Artilleriefeuer brachte den deutschen Vorstoß bald zum Stillstand, als drei Stunden nach Beginn des Angriffes die Morgendämmerung herein- brach zogen sich die Deutschen unter Zurücklas­sung von 54 Gefallenen zurück. Das von 142 Ausfällen geschwächte und desorien­tierte 1st Bn, 115th IR, war zunächst nicht in der Lage, an dem für 06:00 befohlenen Generalangriff teilzunehmen. Es dauerte bis zum frühen Nachmittag, bis sich das Bataillon neu gruppiert hatte und erneut zu offen­siven Aktionen in der Lage war.

Mit Ausnahme des 1st Bn, 115th IR, gingen die 115th und 116th IR plangemäß um 06:00 zum Angriff über. Am westlichen Flügel wurde der Vorstoß des 115th IR jedoch sofort von deutschem Abwehr­feuer gestoppt, das Regiment erreichte keines seiner gesetzten Tagesziel auch nur annähernd, insbeson­dere konnten weder die Ziele Bourg d´Enfer, Belle Fontaine noch la Luzerne eigenommen werden.

Weiter östlich hatte das 116th IR dagegen mehr Erfolg. Nach einem 25 minütigen Artillerie- bombar­dement verließ das von Major Sidney V. Bingham geführte 2nd Bn, 116th IR, seine Ausgangs­stellungen beiderseits der D 59 und begann, unter Umgehung des starken deutschen Stützpunktes in St-André-de-l ´Epine nach Süden vorzustoßen. Nach rund fünfstündigem Kampf von Hecke zu Hecke hatten die beiden führenden Kompanien rund 500 m Bodengewinn erzielt, jedoch auch hohe Verlu­ste hinnehmen müssen, sie hatten jeweils nur noch rund 60 kampffähige Männer in ihren Reihen. Die deutschen Fall­schirmjäger verstanden ihr Handwerk, dennoch erlitten auch sie hohe Verluste.

Gegen 11:00 ließ der deutsche Widerstand plötzlich nach, die Hauptkampflinie war durch- brochen. Am frühen Nachmittag erreichte das 2nd Bn südlich von St-André-de-L´ Épine die Kreuzung mit der D 195, drehte dort befehlsgemäß nach Westen ein und begann auf dem Martinville Höhenzug in Richtung des Tageszieles, dem Raum nördlich von le Mesnil Sigard de Haut, vorzudringen. Gegen 13:00 befahl Colonel Charles Cangham, Kommandeur des 116th IR, auch den 1st und 3rd Bn in Richtung ihrer Tagesziele vorzustoßen. Trotz aller Motivationsversuche und Drohungen seitens Colonel Canhams war das 116th IR an diesem 11. Juli jedoch nicht in der Lage, seine Tagesziele zu erreichen, der Vorstoß der Amerikaner blieb jeweils einige Hundert Meter östlich der Tagesziele A und B liegen.

Obwohl die 29th ID an diesem 11. Juli keines ihrer gesteckten Ziele erreichte, ließen die Gelän­degewinne der US-Streitkräfte sowie die hohen Verluste des FJR 9 auf Seiten des II. Fallschirmjäger-Korps die Alarmsirenen läuten. Alle noch verfügbaren Reserven wurden im Laufe des Tages in den Kampf geworfen (Fallschirm-Pionier-Bataillon 3 sowie einige Sturmgeschütze der Fallschirm-Sturm­geschütz-Brigade 12), unter allen Umständen suchte man den Durchbruch und den daraus resul­tierenden Verlust von St-Lô zu vermeiden. Dabei war St-Lô nach zahlreichen Bombenangriffen der US Army Air Force zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr als nur noch ein Haufen rauchender Trümmer. Die Verkehrswege in der Stadt waren durch eingestürzte Häuser verschüttet und blockiert, die Stadt hatte ihre Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt längst verloren. Dennoch war ihr Besitz für beide Seiten von hohem psychologischem Wert. 

11. Juli - Angriff der 29th ID
11. Juli - Angriff der 29th ID

Die nebenstehende Karte zeigt den Vorstoß der drei Regimenter der 29th ID und die von den Einheiten am Ende des Tages erreichten Positionen. Insbesondere die drei Bataillone des 116th IR konnten die ihnen gesetzten Ziele A und B sowie den zwischen diesen beiden Positionen liegenden Raum jedoch am 11. Juli nicht erreichen.

 

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