Der Generalstab der 1st ID war am 11. Juni überrascht darüber, dass die Vorstöße seiner Truppen auf nahezu keinerlei deutsche Gegenwehr trafen. Den Amerikanern war trotz reger Aufklärungstätigkeit entgangen, dass vor ihnen eine nahezu 16 Km breite Lücke in der deutschen Verteidigungslinie klaffte, die von Berigny im Westen (rechter Flügel der 352. Inf.Div.) bis nach Longraye im Osten (linker Flügel der Panzer-Lehr-Division) reichte. Diese Lücke hatte ihren Ursprung im Zusammenbruch des GR 726 am linken Flügel der 716. Inf.Div. am D-Day. Der Zusammenbruch des GR 726 zog die Einnahme von Bayeux am 7. Juni und die weitgehende Auflösung des rechten Flügels der 352. Inf.Div. nach sich. Die sich nun bietende Frontlücke gab den Weg frei nach Caumont und das strategisch wichtige Hochplateau, auf dem Caumont liegt. Die Amerikaner waren jedoch vorsichtig, fürchteten sie doch jeden Moment einen Gegenangriff deutscher Panzerverbände. Im Raum Balleroy hatten die Amerikaner Grenadiere des Aufklärungs-Bataillons der 17. SS-Pz.Gren.Div. „Götz von Berlichingen“ gefangen genommen und vermuteten daher, dass dieser gepanzerte Verband sich weiter südlich zum Gegenstoß formierte. Der G2-Offizier (Aufklärung) der US First Army warnte darüber hinaus, dass man Kenntnis über die Annäherung mehrerer deutscher Panzer-Divisionen hatte (1. SS-Pz.Div. „Leibstandarte Adolf Hitler“, 11. Pz.Div.). Aufgrund dieser (unzutreffenden) Nachrichten hielten es die US-Amerikaner für ratsam, ihre Kräfte erst einmal neu zu ordnen, bevor der Vorstoß in Richtung Caumont wieder aufgenommen werden sollte.
Auf deutscher Seite hatte man am 10. und 11. Juni schon mit dem entscheidenden Durch- bruch der Amerikaner in der oben erwähnten Frontlücke gerechnet. Dieser Abschnitt wurde tatsächlich nur von schwachen deutschen Kräften gehalten (Aufklärungsbataillon der 17. SS-Pz.Gren.Div.), die von den Amerikanern ausgemachten deutschen Panzerverbände lagen z. T. noch Hunderte von Kilometern entfernt im Inland Frankreichs und würden erste in einigen Tagen die Front erreichen.
Generaloberst Friedrich Dollmann, Befehlshaber der deutschen 7. Armee, hatte die bedroh- liche Entwicklung bereits am 9. Juni vorausgehen, doch das LXXXIV. Armee-Korps hatte schlichtweg keine Truppen mehr, die es in die sich öffnende Frontlücke hätte werfen können. Dollmann schlug daher vor, das II. Fallschirm-Korps im Raum südlich von Balleroy zu sammeln, das Korps sollte dann im Verbund mit dem weiter östlich stehenden I. SS-Panzer-Korps (12. SS-Pz.Div. „Hitlerjugend“, 21. Pz.Div. und Panzer-Lehr-Division) zum Gegenangriff übergehen. Jedoch gab es erhebliche Zweifel, ob das II. Fallschirm-Korps noch rechtzeitig vor dem Durchbruch der Amerikaner eintreffen würde. Von den ursprünglich General Meindl unterstellten Einheiten des II. Fallschirm-Korps war die 77. Inf.Div. bereits zur Verstärkung der Front auf die Halbinsel Cotentin in den Raum westlich von Monte- bourg umgeleitet worden und stand nicht mehr zur Verfügung. Meindl blieben daher nur noch zwei frische Divisionen, die 3. Fallschirmjäger-Division (kurz 3. Fschjg.Div.) sowie die 17. SS-Pz.Gren.Div.
Am Abend des 9. Juni wurde auf einer Konferenz von Generalfeldmarschall Rommel ent- schieden, dass die 17. SS-Pz.Gren.Div. sich südwestlich von Carentan sammeln sollte, um den in diesem Raum drohenden Zusammenschluss der beiden US-Brückenköpfe OMAHA und UTAH zu verhindern. Das Aufklärungs-Bataillon der 17. SS-Panzergrenadier-Division war aufgrund des ursprünglichen Einsatzbefehles der Division zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits in den Raum südlich von Balleroy vorgedrungen und hatte schon damit begonnen, für den späteren Einsatz der Division gegen den Feind aufzuklären.